Sammlung hjw
ausgesuchte Kunstwerke

Porzellane des 18. Jahrhundert

Manufaktur Ludwigsburg

 

Die Porzellanmanufaktur Ludwigsburg wurde am 5. April 1758 als „Herzoglich - ächte - Porcelaine - Fabrique“ von Herzog Carl Eugen von Württemberg per Dekret in Ludwigsburg gegründet.

Das tat der Herzog, weil im 18. Jahrhundert zu jeder vornehmen Tafel Porzellan gehörte. Für seine glanzvolle absolutistische Hofhaltung benötigte Herzog Carl Eugen ungeheure Mengen des zerbrechlichen, sogenannten Weißen Goldes. Den Luxus einer eigenen Porzellanfabrik finanzierte Carl Eugen aus seiner Privatschatulle und jahrelang musste er die Manufaktur mit monatlich 1000 Gulden bezuschussen, was im 18. Jahrhundert eine enorme Summe gewesen war.

1729 bekam der württembergische Herzog Eberhard Ludwig von Elias Vater, einem Glas und Spiegelmacher, das Angebot, „so schenes Porzellan zu machen, als derley in Sachsen zu haben“.

Unter Herzog Carl Alexander, dem Vater von Carl Eugen, wurden die ersten Versuche der Porzellanherstellung in Württemberg unternommen, namentlich durch den Johann Philipp Weisbrodt und 1736 musste der herzogliche Finanzbevollmächtigte Joseph Süß Oppenheimer 2000 Gulden für die Porzellanherstellung bereitstellen. Mit dem Tod Carl Alexanders wurden diese Versuche zunächst eingestellt, jedoch aber 1751 wieder aufgenommen und 1751 erhielt die Calwer Handelskompagnie der Herren Zahn und Dörtenbach ein herzogliches Privileg zur Porzellanherstellung. 1757 ging dieses Privileg dann an den Heilbronner Bonifatius Christoph Häcker über. Sowohl die Calwer Handelscompagnie als auch Häcker scheiterten jedoch an technischen Schwierigkeiten und nicht ausreichend vorhanden gewesenen finanziellen Mitteln.

1758 schließlich erließ Herzog Carl Eugen, ohne Angabe von Gründen, das Dekret, mit dem die Ludwigsburger Manufaktur gegründet wurde, dieses als letzte der noch in dem reichen Rokoko geprägten Spitzenmanufakturen Europas.

Auch die Monate nach dem Gründungsdekret waren von Widrigkeiten gekennzeichnet und es gab Schwierigkeiten bei der Aufbereitung des Rohmaterials, der Tonerde. Wegen der anfänglichen Probleme bei der Fertigung wurde vor allem mit unterschiedlichen Brennöfen experimentiert. Daneben gab es immer wiederkehrende Engpässe bei der Holzbeschaffung, alleine bei einem sogenannten ersten Garbrand wurden über 40 m3 Holz verbraucht und hinzu kamen noch Intrigen der Führungsleiter der Manufaktur.

Die positive Wende der Manufaktur wurde erreicht, als schließlich Joseph Jakob Ringler (1730-1804) eingestellt wurde. Am 16. Februar 1759 wurde er zum zweiten Direktor der Manufaktur berufen. Ringler war ein sehr erfahrener Arkanist, der auf seinen Wanderungen zuvor schon einigen Manufakturen zur Produktion verholfen hatte. Seine umfangreichen Kenntnisse über Porzellanmischung und Brenntechnik, gab er allerdings niemals völlig preis. Da Herzog Carl Eugen vor allem Wert auf sehr hohe künstlerische Leistung legte und bereit war, diese entsprechend zu honorieren, wurden von Anfang an renommierte Fachleute nach Ludwigsburg berufen. Im März 1759 beschäftigte die Manufaktur 21 fest angestellte Mitarbeiter und ihre Gehälter reichten von monatlich 12 Gulden für Tonschneider bis zu 75 Gulden für Ringler. Für März 1759 ist ein Zitat des damaligen Kassierers Wider überliefert: Serenissimus (so wurde der Herzog bezeichnet), hatte seine Freude an Figuren, die damals was seltenes waren. Darum wurden viele Bossierer eingestellt.

Die Manufaktur entwickelte sich rasch und erreichte bereits nach wenigen Jahren ihre erste Blütezeit. 1760/1770 belief sich die Anzahl der Mitarbeiter auf etwa 160 bis 180 Porzellan-handwerker. Unter ihnen waren die Porzellanmaler bei weitem in der Mehrheit, weil jedes einzelne Stück doch zeitaufwändig von Hand bemalt werden musste. Hingegen konnten die Formen der Modellierer, wen die Formen erst einmal hergestellt, diese immer wieder für Ausformungen verwenden. So beschäftigte die Manufaktur auch neben den festen Mitarbeitern, noch eine ganze Anzahl sogenannter Hausmaler, die in Heimarbeit Porzellanstücke bemalten.

Erleichtert wurde das Wachstum in den Anfangsjahren durch die Behinderung Meißens im 7 jährigen Krieg (1756-1763).

In der künstlerischen Qualität konnte sich Ludwigsburg ohne weiteres mit den anderen in Europa führenden Manufakturen vergleichen und die besondere Stärke der Ludwigsburger Manufaktur waren figürliche Darstellungen. Ludwigsburg als zuletzt gegründete der großen Manufakturen, war nicht so stark in der zu Ende gehenden Epoche des Rokoko verhaftet gewesen, wie es die anderen Manufakturen waren. Deshalb konnten sich frühzeitig in der Manufaktur Ludwigsburg, schon vor 1765, die Stilmerkmale des aufstrebenden Klassizismus in den meist figürlichen Werken durchsetzen.

Zu den Künstlern jener Zeit ragt vor allem Gottlieb Friedrich Riedel (1724-1784) hervor, der am 15. Mai 1759 als Obermaler eingestellt wurde. Von seiner vorherigen Arbeitsstelle in Meißen, brachte er auch sehr viele gestalterische Elemente mit und betätigte sich dazu als Modelleur, Farbarkanist und Gestalter für die Geschirrherstellung, „de facto“ war er der künstlerische Leiter der Manufaktur. Zu seinen berühmtesten Geschirr - Entwürfen gehört unter anderem Riedels 1765 geschaffenes „Schuppenmuster“, das auch eines der ersten voll reliefierten Porzellanmuster für die breite Kaffee - Tee - und Schokoladenservice - Produktion wurde. Riedel verzichtete dabei auf großflächige Bemalung, um die Form und Struktur ganz für sich alleine edelst wirken zu lassen. Zu den weiteren Werken dieses vielseitigen Künstlers gehören prachtvolle Deckelvasen und Figurinen, ebenso wie Vogel -, Blumen-, Figuren - und zarte Landschaftsmalereien, dabei geht in stilistischer Hinsicht Riedel völlig in der schweren Pracht des Rokoko auf.

Der weitere exzellente Modelleur war Johann Christian Wilhelm Beyer (1725-1796), der von etwa 1759 bis 1767 der Modellmeister der Manufaktur war. Ihm ging es vor allem darum, schwierige Bewegungsabläufe zu visualisieren, etwa Drehungen und Wendungen, was ihm in seinen Musiksoli besonders glückte. Die Musiksoli stehen zwar noch in der Tradition des Rokoko, zeigen aber bereits klassizistische Einflüsse und man kann Beyer, der sich in seiner Entwicklung noch mehr dem Klassizismus zuwendete, als eine Art künstlerischen Gegenpol zu Riedel denken.

Zu den zahlreichen Malern verdienen besonders Gottlieb Friedrich Kirschner und Albrecht Joseph Christian Wilhelm Walcher eine besondere Erwähnung, sie malten beide Blumen in kühner Farbgebung und von strahlender Leuchtkraft. Etliche der besonders guten Porzellanmaler in Ludwigsburg, hinterließen Signaturen auf ihren Stücken, kleine und an versteckter Stelle, weil diese Signaturen seitens der Manufaktur unerwünscht gewesen waren, deshalb lassen sich dennoch rund 60 der 200 namentlich bekannten Maler, mit einzelnen Stücken zuordnen und bestimmen.

1775 verlegte Herzog Carl Eugen seine Residenz von Ludwigsburg zurück nach Stuttgart und mit ihm verließen außer dem Hofstaat und dem von diesem abhängigen Gewerbe, auch große Teile des Militärs Ludwigsburg und damit begann der Verfall der Porzellanmanufaktur Ludwigsburg.

Der Niedergang wurde allerdings auch mit dadurch verursacht, dass die Manufaktur in der Geschirrproduktion die künstlerische Innovation versäumt hatte, denn Riedel, der in diesem Bereich dominierte, konnte sich nicht von den Traditionen des Rokoko lösen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wirkten nun die Ludwigsburger Geschirre unmodern und fanden immer weniger Käufer, hinzu kam der generelle künstlerische Niedergang der Blumenmalerei, aber das geschah nicht nur in Ludwigsburg, sondern bei allen anderen großen Manufakturen. Denn immer weniger erstklassige Künstler wollten sich damit beschäftigen, sodass Geschirre mit Blumenmotiven fast auf den Rand von Massenware herabsanken.

Ab 1797 wurde die Manufaktur von König Friedrich I. von Württemberg unterstützt, welcher anstelle der bis dahin nur gebräuchlichen grauen Erde aus Alpirsbach, sogar weiße Erde aus Frankreich kommen ließ, nebst einigen französischen Fachleuten und so erlebte dann die Manufaktur etwa um 1806 nochmals eine kurze Blütezeit, die aber mit Friedrichs Tod wieder endete.

1824 schloss König Wilhelm I. von Württemberg die Manufaktur aus rein wirtschaftlichen Gründen und somit endete die Epoche des Alt - Ludwigsburger Porzellan.

Der Bestand der Vorlagenzeichnungen und zahlreiche Stiche der Manufaktur gingen dann in den Besitz des Königlichen Kupferstichkabinetts über.

 

1919 bis 1927 und 1990 bis 2015 gab es erneut Versuche die Manufaktur neu zu beleben, aber beide Neugründungen scheiterten wirtschaftlich.

 

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enthält einen kleinen Bestand Ludwigsburger Porzellan des 18. Jahrhunderts durch den Erwerb von 40 Porzellanen aus altem Stuttgarter Sammlungsbesitz, der geschlossen 2021 erworben werden konnte, der die Sammlung der deutschen Porzellane des 18. Jahrhunderts in der Sammlung hjw auf eine ideale Weise ergänzt.